Drususstein

49.99216, 8.27423
Zitadelle 1f, 55131 Mainz, Deutschland

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Dativius Victor Bogen

50.00593, 8.26926
Ernst-Ludwig-Platz 4, 55116 Mainz, Deutschland

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Römisches Theater

49.99307, 8.27775
Römisches Theater, 55116 Mainz, Deutschland

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Römisches Aquädukt

49.98954, 8.25342
u. Zahlbacher Str. 1a, 55131 Mainz, Deutschland

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Drususstein

49.99216, 8.27423
Datierung: 9 v. Chr.

Der Drususstein gilt als ältestes Steindenkmal Deutschlands und ist nur eines von den noch zwei, an seinem ursprünglichen Aufstellungsort erhaltenen römische Grabdenkmälern nördlich der Alpen, von dem auch über der Erde noch etwas zu sehen ist. Der Drususstein steht unmittelbar neben dem Bau D auf der Zitadelle in Mainz. 

Der Drususstein in seiner heutigen Form (Martin Bahmann, CC BY-SA 3.0)
Der Drususstein in seiner heutigen Form (Martin Bahmann, CC BY-SA 3.0)

Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Leergrab (Kenotaph) zu Ehren des Feldherrn Nero Claudius Drusus und wurde im Jahr dessen Todes 9 v. Chr. erbaut.

Als Statthalter in Gallien und Oberbefehlshaber am Rhein führte Drusus von Mainz aus – wo er ein erstes Militärlager anlegen ließ – einige Feldzüge in germanische Gebiete bis zur Elbe. Auf dem Rückmarsch seines letzten Feldzuges fiel er vom Pferd und erlag seinen Verletzungen. Drusus, ein Stiefsohn des römischen Kaisers Augustus, wurde im Mausoleum der Familie in Rom bestattet. Den Soldaten am Rhein wurde die Errichtung eines Leergrabes in Mainz gestattet: den heutigen Drususstein. Der wahrscheinlich reich verzierte Bau enthielt eine verlorene Inschrift mit einem von Augustus selbst verfassten Grabgedicht auf den Verstorbenen. Zusammen mit dem in Sichtweite des Monuments erbauten Theater war das Denkmal in jährlich sattfindende Gedenkfeiern für Drusus eingebunden, die am Todestag des Feldherrn noch bis ins 3. Jahrhundert stattfanden. 

Eine Rekonstruktion von Friedrich Lehné, 1811.
Eine Rekonstruktion von Friedrich Lehné, 1811.

Der Drususstein bildete außerdem den Ausgangspunkt für die römische Gräberstraße, die bis ins heutige Mainz-Weisenau führte, dort in einem Teilstück ergraben wurde und heute museal präsentiert wird.

Im Gegensatz zu anderen Bauten des römischen Mainz, wie beispielsweise dem Legionslager auf dem Kästrich, wurde der Drususstein in spätrömischer Zeit nicht als Steinbruch zum Bau der Stadtmauer verwendet, sondern blieb vorerst unzerstört. Von dem ursprünglich etwa 30 Meter hohen Denkmal wurde erst im Mittelalter die komplette Außenverkleidung aus Steinquadern entfernt und wohl als Baumaterial verwendet. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die kegelförmige Spitze des Drusussteins abgebrochen und im 17. Jahrhundert wurde er zum Wachturm mit ebener Aussichtsplattform umfunktioniert. Aus dieser Zeit stammt auch die heute noch vorhandene Tür, über die man eine Wendeltreppe erreichte, die auf die obere Plattform führte. In französischer Zeit wurde die Plattform dann als Signalstation für die optische Telegraphenlinie nach Paris genutzt. Aufgrund dieser Arbeiten ist der Drussustein heute nur noch 22 Meter hoch und es ist nur noch der Kern des Denkmals aus Gussmauerwerk zu sehen.  

Dativius Victor Bogen

50.00593, 8.26926
Datierung: 3. Jahrhundert n. Chr.

Auf dem Ernst-Ludwig-Platz steht, mit Blick auf die Christuskirche, die Rekonstruktion eines römischen Ehrenbogens, dessen Originalteile in der Steinhalle des Landesmuseums in Mainz ausgestellt werden. Die Rekonstruktion wurde im Zuge der historisch einige Jahre zu früh zelebrierten 2000-Jahr-Feier von Mainz 1962 gefertigt. Die Originalsteine wurden von 1978 bis 1981 im Landesmuseum als Bogen rekonstruiert, wobei die fehlenden Steine mit Backsteinen ausgemauert und dann verputzt wurden.

 

Bei Abbrucharbeiten an der Stadtmauer wurden zwischen 1898 und 1911 im Bereich der Straßen „Martinstraße“ und „Am Gautor“ insgesamt 43 Architekturquader gefunden, die alle in Zweitverwendung (Spolien) in die spätantike Stadtmauer eingemauert worden waren. Die Steine ließen sich zu einem Bauwerk rekonstruieren: Es handelte sich dabei um einen Ehrenbogen mit einem Durchgang in der Mitte. Daran schloss sich eine Säulenhalle an, deren Stützen noch an den Schmalseiten des Bogens zu erkennen sind.

Die Inschrift auf der Kopie des Bogens.
Die Inschrift auf der Kopie des Bogens.

Sehr hilfreich für die Interpretation und die Datierung des Ehrenbogens ist die vollständig erhaltene Inschrift, die sich im oberen Teil des Bauwerks befand:

IN H(onorem) D(omus) D(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) CONSERVATORI ARCUM ET PORTICUS | QUOS DATIVIUS VICTOR DEC(urio) CIVIT(atis) TAUN(ensium) SACERDOTALIS MO | GONTIACENSIBUS [p]ROMISIT, VICTORII URSUS FRUM(entarius) ET LUPUS | FILII ET HEREDES CONSUMMAVERUNT.
„Zu Ehren des Kaiserhauses haben dem Jupiter Optimus Maximus Conservator den Bogen und die Säulenhalle, die Dativius Victor, Ratsherr der Gebietskörperschaft der Taunenser (= Frankfurt-Heddernheim) und ehemaliger Provinzialpriester des Kaiserkultes, den Bürgern von Mainz versprochen hatte, seine Söhne und Erben, Victorius Ursus, Frumentarius (= Versorgungsbeamter und Polizist?), und Victorius Lupus vollendet.“ 

Ein hoher Zivilbeamter namens Dativius Victor aus der Region des heutigen Frankfurt-Heddernheim hatte also zu seinen Lebzeiten den Bewohnern von Mainz dieses Bauwerk versprochen und seine Erben ließen es dann vollenden. Welchen Grund hatte Dativius Victor dafür? Schauen wir uns die Zeit des 3. Jahrhunderts, in die die Inschrift aufgrund epigraphischer Gesichtspunkte durch die Forschung datiert wird, genauer an, so werden die möglichen Beweggründe deutlich. 

Seit Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. hatte sich das römische Reich über den Rhein hinweg bis in die Wetterau und den Taunus ausgedehnt und die Grenze mit dem Limes abgesichert. Im 2. Viertel des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurde diese Grenze durch regelmäßige Einfälle germanischer Verbände immer unsicherer. Bedroht war auch die römische Kleinstadt NIDA im heutigen Frankfurt-Heddernheim. Als Hauptort der civitas Taunensium war die Stadt ein politischer Verwaltungssitz, sowie ein Handel- und Wirtschaftszentrum der Region. Um 260 wurden die rechtsrheinischen Gebiete schließlich aufgegeben und die dortige römische Bevölkerung und die Administration zogen sich in linksrheinisches Gebiet zurück. Dativius Victor fand wohl in Mainz ein neues Zuhause – der Ehrenbogen mit Säulenhalle lässt sich als Dankeschön an die Mainzer Bevölkerung interpretieren. Der Dativius-Victor-Bogen gilt somit als eines der wichtigsten Steindenkmäler aus der Zeit des sogenannten Limesfalls.

Der ungefähr 6,50 Meter hohe Ehrenbogen, der wohl ursprünglich aus etwa 75 reliefierten Steinquadern aufgebaut war, ist an seiner Schauseite reich verziert. Neben dem seitlich angebrachten, über die komplette Höhe bis zum oberen Gesims gezogene, Weinrankenmuster sind auch figürliche Darstellungen erhalten. Rund um den bogenförmigen Durchgang sind die zwölf Tierkreiszeichen dargestellt – unterbrochen von dem thronenden Jupiter und Juno als Schlussstein in der Mitte des Bogens. Erhalten sind die Zeichen des Stiers, der Zwillinge, des Krebses, der Jungfrau, der Waage, des Skorpions und des Schützen. Rechts und links werden Jupiter und Juno noch von zwei weiteren Gottheiten flankiert, darunter sind zwei Eroten dargestellt.

 

Die Darstellung der Tierkreiszeichen auf einem öffentlichen Monument ist für den Mainzer Raum ungewöhnlich und legen eine Verbindung des Stifters mit orientalischen Kulten wie beispielsweise dem des Mithras nahe.  

Römisches Theater

49.99307, 8.27775
Datierung: um 310 n. Chr.

Die heute erhaltenen Reste des aus Stein gebauten römischen Bühnentheaters in Mainz, oberhalb des entsprechend benannten Bahnhofes gelegen, stammen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Ein Theater in Holzbauweise gab es bereits seit dem 1. Jahrhundert.

Luftbild des römischen Theaters.
Luftbild des römischen Theaters.

Das Theater wurde 1884 beim Bau des damaligen Südbahnhofes wiederentdeckt. Die über 100 Meter langen römischen Mauern wurden wegen des Gleisbaus abgetragen – man war sich damals der Bedeutung des Fundes nicht bewusst. So ging leider die Bühne verloren, die sich auf Höhe des heutigen mittleren Bahnsteiges befand. Die Umrisse sind heute durch farbige Bodenfliesen nachzuvollziehen. Erst einige Jahre später wurde man sich der Bedeutung des Fundes bewusst, als man 1914 bei Kanalarbeiten erneut auf Mauerreste stieß. Zwei Jahre später wurden schließlich die ursprünglichen Fundaufzeichnungen, die allerdings nur aus skizzenhaften Aufzeichnungen der Bahningenieure bestanden, erstmals archäologisch ausgewertet und durch Kleingrabungen erweitert. Weitere Grabungen fanden aufgrund des Ersten Weltkrieges allerdings nicht statt. Erst Ende der 1990er Jahre ergrub man schließlich die heute noch sichtbaren Reste der Zuschauerränge oberhalb des Bahnhofs. 

Das Theater in seiner Steinausführung aus dem 4. Jahrhundert war ein typisches Bühnentheater mit Bühne, Orchestra, Zugängen und halbrundem Zuschauerraum. Letzterer hatte einen Durchmesser von 116,25 Metern und bot Platz für bis zu 15.000 Zuschauer und Zuschauerinnen. Der Bühnendurchmesser betrug 41,25 Meter. Damit gilt es als größtes bisher bekanntes römisches Bühnentheater nördlich der Alpen. Nach heutigen Erkenntnissen war die oberste Spitze der Zuschauerränge wohl etwa auf Höhe des goldenen Kreuzes der Lutherkirche am Zitadellenweg.

Blick aus dem Theater hoch zur Lutherkirche (Patrick-Emil Zörner, CC BY-SA 3.0).
Blick aus dem Theater hoch zur Lutherkirche (Patrick-Emil Zörner, CC BY-SA 3.0).

Wahrscheinlich wurde das Theater im 1. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der Feierlichkeiten zu Ehren des Feldherren Drusus, einem Schwiegersohn von Kaiser Augustus, an dieser Stelle begründet. Nur etwa 300 Meter entfernt steht in Sichtweite des Theaters dessen Leergrab, der sogenannte Drususstein. Wie aus antiken Quellen bekannt wurde das Theater für die jährlichen Gedenkfeierlichkeiten genutzt, zu denen regelmäßig die Administration von 60 gallischen Gebietskörperschaften (civitates), sowie viele Einwohner:innen und Soldaten aus Gallien anreisten. Diese Feierlichkeiten waren eng mit dem römischen Kaiserkult verbunden, da Drusus Angehöriger der julisch-claudischen Kaiserfamilie war. Paraden und Opferrituale spielten dabei eine Rolle. Mogontiacum, dem römischen Mainz, kam durch diese öffentlichen Feierlichkeiten eine identitätsstiftende Rolle für Gallien und Germanien zu und war ein regelrechter Wallfahrtsort.

Im Theater fanden aber auch regelmäßig kulturelle und literarische Vorführungen statt. Aufgeführt wurden Komödien und Tragödien, die von Musik begleitet und durch Tanzeinlagen aufgelockert wurden. Dabei wurden die Sitzplätze streng nach Bevölkerungsgruppen getrennt. Ganz unten saßen Senatoren und Ritter auf Ehrenplätzen, dann folgten die freien Bürger und ganz oben Frauen, Kinder und Sklaven. 

Im Mittelalter wurden die Steine des Theaters als Baumaterial verwendet. In der frühen Neuzeit wurden weite Teile des Theaters in den Bau der Zitadelle und der Bastion Albani integriert. Die Mauerreste wurden großzügig abgetragen und zu Festungsbauten umgewandelt.

Zur Geschichte des römischen Theaters und des römischen Mainz kann man sich heute in einem Infopoint auf dem Zitadellenweg informieren. 

Römisches Aquädukt

49.98954, 8.25342
Datierung: 1. Jahrhundert n. Chr.

Die heute noch auf einer Länge von etwa 600 Metern gut sichtbaren Steinpfeiler im Zahlbacher Tal gehörten zu einem römischen Aquädukt, das das Legionslager auf dem Kästrich (auf dem Gebiet der heutigen Universitätskliniken) mit Wasser aus Finthen versorgte. Bei den 59 heute noch sichtbaren Steinbauten handelt es sich um die Reste der Stützpfeiler, zwischen denen gemauerte Bögen gespannt waren, auf denen in einer abgedeckten Rinne von etwa 40 mal 90 Zentimetern das Wasser in ein Verteilerbecken an der südlichen Ecke des Kastells floss. Mauerreste dieses Beckens wurden bei Bauarbeiten auf dem Gelände der Universitätskliniken gefunden. Die aus Steinquadern erbaute Außenverkleidungen der einzelnen Pfeiler wurden, ähnlich wie beim Drususstein, im Mittelalter abgetragen und als Baumaterial verwendet. Heute sind deshalb nur noch die Stümpfe aus Gussmauerwerk zu sehen.

Die heute als Römersteine bezeichneten Stümpfe des Aquädukts.
Die heute als Römersteine bezeichneten Stümpfe des Aquädukts.

Die Wasserleitung verlief über eine Länge von etwa neun Kilometern mit einem durchschnittlichen Gefälle von 0,9 Prozent, von denen die letzten drei Kilometer oberirdisch in Aquäduktbauweise zurückgelegt wurden. Die Brücke war im Zahlbachtal bis zu 28 Meter hoch.

Unter Berücksichtigung des Gefälles, der resultierenden Wasserfließgeschwindigkeit und des Durchmessers der Wasserrinne ergibt sich eine Tagesfördermenge von 6.000 bis 7.000 Kubikmeter Wasser. Aus dem etwa 300 Kubikmeter fassenden Verteilerbecken an der höchsten Stelle des Lagers wurde das Wasser in zahlreichen unterirdischen Tonröhren weiterverteilt. Aufgrund von Baustempeln der Legionen I adiutrix und XIV Gemina Martia victrix auf diesen Tonröhren und auf Ziegeln im Mauerwerk kann der Bau der Wasserversorgung in die Zeit der Belegung des Kastells mit diesen militärischen Einheiten datiert werden. Somit wurde das Aquädukt in der Zeit von 69 bis 96 n. Chr. erbaut – der Zeit, in der auch das Legionslager in Mainz erstmals in Stein ausgebaut wurde. Da auch das hölzerne Kastell zuvor eine Wasserversorgung gehabt haben muss, kann von einem hölzernen Vorgängerbau ausgegangen werden.  

Neben dem Legionslager versorgte das Aquädukt auch die Thermen und die Lagervorstadt. Vieles deutet darauf hin, dass auch die zivile Siedlung mittels weiterer Rohrleitungen mit dem Wasser aus Finthen versorgt wurde.

Im Mittelalter wurde die römische Wasserleitung nicht mehr genutzt – der Siedlungsschwerpunkt verlagerte sich auf die andere Seite des Linsenbergs und man nutzte das Wasser aus den zum Rhein fließenden Bächen und aus Brunnen.