Römische Spuren

49.8165, 8.34234
Wormser Str. 7, 55278 Ludwigshöhe, Deutschland

Route

Römische Spuren

49.8165, 8.34234
Ca. 2. Jahrhundert n. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.

Wie in vielen anderen rheinhessischen Orten gibt es auch in Ludwigshöhe und der Vorgängersiedlung Rudelsheim Überreste aus römischer Zeit, die typisch für die Besiedlung des landwirtschaftlich genutzten Hinterlandes in jener Zeit sind.

Rodungsarbeiten bei der Wüstung Rudelsheim förderten in den 1970er Jahren Bauschutt, Keramikreste und andere Funde zutage. Es handelt sich dabei um einen 22 Zentimeter langen Schleifstein, den Henkel einer farblosen Glaskanne, diverse Eisenbeschläge und den Bruchstücken zweier Terrakotten. Die Terrakotten stellen zum einen eine Figur mit Hund, zum anderen eine Frau mit einem Füllhorn dar, wodurch diese als Fortuna gedeutet werden kann.[1]

Das Fundensemble wurde als Überrest eines römischen Gutshofs gedeutet und ins 2. und 3. Jahrhundert datiert.[2]

Bereits 1955 wurde bei den Ausschachtungsarbeiten eines Hauses an der ehemaligen Römerstraße (der heutigen B9) in 2,5 Metern Tiefe ein römerzeitliches Grab entdeckt. Es handelt sich dabei um einen Sandsteinquader (Breite 45 cm, Länge 76 cm, Höhe 67 cm), mit einer Vertiefung auf der Oberseite, in der eine Urne stand. Diese war allerdings durch eine Rebenwurzel bereits völlig zerstört. Anhand der Grabbeigaben, welche aus drei Krügen, drei Glasfläschchen und drei Öllämpchen bestanden, wurde das Grab in das 2. Jahrhundert datiert.[3] Es ist wahrscheinlich, dass es zu einem kleinen Gräberfeld gehörte, welches wiederum der obengenannten villa rustica angegliedert war.

Möglicherweise gab es kleinen Burgus zu valentinianischer Zeit (Valentinian I. römischer Kaiser 364-375) in Ludwigshöhe.[4]

Ludwigshöhe ist ein Startpunkt des etwa 13 Kilometer langen Rhein-Römer-Weges. Es handelt sich um eine Rundwanderung um die Gemeinden Guntersblum und Ludwigshöhe, der teilweise dem Rheinterrassenweg folgt. Zu sehen sind eine Römerbrücke und ein nachgebauter Turm. Bis zu ihrer Zuschüttung aus konservatorischen Gründen waren auch die Reste einer Römerstaße in Guntersblum zu besichtigen.

Der Römerturm auf dem Rhein-Römer-Weg.
Der Römerturm auf dem Rhein-Römer-Weg.

Verfasser: Lutz Luckhaupt

[1] Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1974 bis 31. Dezember 1975. MZ 71/72 (1976/77), S. 248-305, hier S. 290-291.

[2] Ebenda.

[3] Lamberth, W.: Die römische Wasserversorgung in Rheinhessen. In: Symposium über die historische Entwicklung der Wasserversorgungstechnik Köln 1982. Köln 1983 (= Schriftenr. d. Frontinus-Ges., Bd. 6), S. 25-44, hier S. 43.

[4] Haupt, Peter: Die Rolle des Kastells Alzey in der valentinianischen Grenzverteidigung. In: Peter Haupt / Patrick Jung (Hrsg.): Alzey und Umgebung in römischer Zeit. Alzey 2006 (= Alzey. Geschichte der Stadt, Bd. 3), S.74-78, hier S. 75, Abb. 1.

Literatur

  • Haupt, Peter: Die Rolle des Kastells Alzey in der valentinianischen Grenzverteidigung. In: Peter Haupt / Patrick Jung (Hrsg.): Alzey und Umgebung in römischer Zeit. Alzey 2006 (= Alzey. Geschichte der Stadt, Bd. 3), S. 74-78.
  • Lamberth, W.: Die römische Wasserversorgung in Rheinhessen. In: Symposium über die historische Entwicklung der Wasserversorgungstechnik Köln 1982. Köln 1983 (= Schriftenr. d. Frontinus-Ges., Bd. 6), S. 25-44.
  • Stümpel, Bernhard: Bericht des staatlichen Amtes für Vor- und Frühgeschichte Mainz für die Zeit vom 1. Januar 1974 bis 31. Dezember 1975. MZ 71/72 (1976/77), S. 248-305.

Burgus

Mit Burgus bezeichneten die Römer ursprünglich einen festen Turm, aber auch einen befestigten Palast oder ein militärisches Lager. Seit dem 2. Jahrhundert n.Chr. verengte sich der Begriff und bezog sich vorwiegend auf den steinernen Wehr- und Wohnturm. Er konnte aus mehreren Etagen bestehen und besaß weder Wälle noch Gräben. Die an strategisch wichtigen Punkten erbauten burgi gewährleisteten den Schutz der Imperiumsgrenzen sowie der Handels- und Verkehrswege.